VorOrt
Nr. 19, Januar 2002

(Auflage 12 500)

Zeitung für das andere Vaihingen



Wohnen kann hier bald niemand mehr
Büros fressen Vaihingen auf

Nirgendwo ist das Mißverhältnis zwischen der Zahl der Einwohner und der der Arbeitsplätze so krass wie in Vaihingen. Während z.B. in Böblingen/Sindelfingen 106.000 Einwohnern 100.000 Arbeitsplätze gegenüberstehen, in Leonberg auf 44.000 Einwohner 15.000 Arbeitsplätze kommen, und selbst im Stuttgarter Zentrum 585.000 Menschen wohnen und 341.000 arbeiten, hat Vaihingen 39.000 Einwohner und 58.000 Arbeitsplätze plus 15.000 Studierende.

Diese an sich schon sehr ungesunde Situation wird noch verschärft, weil die meisten der in Vaihingen Wohnenden nicht in Vaihingen arbeiten und die hier arbeiten, wohnen nicht hier.

Nicht nur der daraus resultierende hohe Pendelverkehr macht das Wohnen in Abgasen und Lärm immer unerträglicher und führt zu weiterer Abwanderung der Wohnbevölkerung. 16% beträgt inzwischen die Wegzugsrate.

Es braucht keine besonders vorausschauenden Kommunalpolitiker, um zu erkennen, daß hier die Notbremse gezogen und durch entsprechende Stadtplanung gegengesteuert werden muß.

Doch Gemeinderat und Verwaltung in Stuttgart machen genau das Gegenteil:. Bedenkenlos zerstören sie eine Frischluftschneiße für die Ansiedlung weiterer 8 000 Büroarbeitsplätzen im Unteren Grund.

Und jetzt gerade lassen sie untersuchen, wie man es anstellen könne, noch einmal 20 000 Arbeitsplätze nach Vaihingen zu bringen.

Sie genehmigen R. Häussler 30 000 m² Bürobauten mitten im Ortskern und sind dabei, alle ihre Zusagen für die Bebauung des Südareals mit überwiegend Wohnungen in den Wind zu schlagen, um Häussler dort auch noch den Bau einer überdimensionierten internationalen Schulungswerkstatt für Daimler-Chrysler auf über der Hälfte der Fläche zu ermöglichen.

Sind die allesamt nicht mehr ganz dicht, oder nur so kapitalhörig, daß sie die jedes Gemeinwesen zerstörenden Folgen ihrer Politik gar nicht mehr erkennen können?Die Interessen der Vaihinger vertreten sie jedenfalls nicht.


Im Bau: Bürokomplex für 800 Arbeitsplätze an der Liebknechtstrasse

Im Bau: Büro-Hochhaus-Komplex Ecke Liebknecht / Doggerstrasse

 

 

Engelszunge
Sie machen alles kaputt
und nennen es Fortschritt

 


 

Unser Stuttgart
von Gerhard Wick

In Stuttgart gibt es einen Oberbürgermeister und 7 Bürgermeister mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen: Einen für die Förderung der Wirtschaft und einen für die Wirtschaftsförderung; dann noch einen für den Schutz der Wirtschaft vor der Umwelt und einen für den Schutz der Wirtschaft vor der Bevölkerung. Wichtig ist auch der für die positive Darstellung der Wirtschaft in der Öffentlichkeit und der für die Schaffung von Baurecht nach den Wünschen der Wirtschaft. Welchen habe ich jetzt vergessen? Ach ja, den für die Förderung der Wirtschaftsförderung.

Dann gibt es aber auch noch einen Gemeinderat, in dem ganz verschiedene Parteien vertreten sind. Sie entscheiden letztendlich über die Gemeindepolitik und haben, weil sie vom Volk direkt gewählt werden, die nicht leichte Aufgabe, die Interessen der Wirtschaft als das Allgemeininteresse darzustellen. Das tun sie, - jede auf ihre Art.

Es lebt sich gut in unserem Stuttgart. Alles so schön demokratisch hier.

 

Schellack
Die gemeinnützige Möbelwerkstatt


Sie müssen ihre kostbaren alten Möbel nicht wegwerfen, wenn sie beschädigt oder abgenutzt sind. Die Vaihinger Initiative Schellack e.V. in der Siedlerstr. 7 restauriert und repariert Möbelstücke auf natürlicher Grundlage, ohne schädliche Substanzen. Zustande bringen dies ehemalige Suchtkranke, die unter fachlich qualifizierter Anleitung hier in das Arbeitsleben zurückfinden.

Die Möbelrestaurierer bieten aber auch Möbel aus ihren Beständen zum Kauf an, die nach den Vorstellungen der Kunden restauriert werden. Und falls für ein antikes Erbstück einmal gar keine Verwendung mehr besteht, so muß es immer noch nicht auf dem Sperrmüll landen. Die Initiative übernimmt es kostenlos als Beitrag für ihre therapeutische Tätigkeit. Tel: 735 26 36

 

 

 

 

 

Weit über 5000 unschuldige zivile Opfer durch US-Bomben
Ein Professor zählt die Toten

Eine Zustimmung zum Krieg gegen Afghanistan oder gar eine Beteiligung, so die grüne Parteispitze, käme nur in Frage, wenn sicher gestellt sei, daß die Kriegshandlungen nicht die Zivilbevölkerung treffen.

Prof. Marc Herold, University of New York

Wie allgemein bekannt, haben Grüne und SPD den Krieg dann nicht nur begrüßt, sondern geradezu darum gebettelt, sich mit der neuen deutschen Wehrmacht auch daran beteiligen zu dürfen. Weil es keine zivilen Opfer gab?
Tatsächlich gibt es bis heute weder von seiten des US-Militärs noch der US-Regierung Angaben über zivile Opfer der verheerenden Bombardements.
Die Toten gibt es trotzdem. Und bei tausenden von ihnen handelte es sich nicht um Taliban- oder Al-Qaida-Kämpfer. Sondern z.B. um die Bevölkerung des Bauerndorfes Chowkar-Karez, um Alte und Kinder, Väter und Mütter. Der Tod ereilte die Menschen, als sie in ihren Betten lagen. Das etwa 40 Kilometer von Kandahar entfernt liegende Dorf war in der Nacht zum 23. Oktober von US-Kampfflugzeugen angegriffen worden. Mit ihren seitlich feuernden Maschinenkanonen zerstörten die AC-130 im langsamen Kreisflug das Dorf innerhalb kürzester Zeit. Mindestens 93 tote Dorfbewohner blieben zurück Es gab nur wenige Überlebende.
In seinem Dossier über die zivilen Opfer des US-Angriffe in Afghanistan hat Prof. Marc Herold der New Yorker Universität eine lange Liste solcher und ähnlicher Verbrechen mit wissenschaftlicher Sorgfalt zusammengetragen und analysiert.
Auch grüne Sozialdemokraten könnten die ausführliche Dokumentation im Internet einsehen. Wer das Märchen vom „guten Krieg gegen den Terror" weiter glauben will, sollte Prof. Herolds Seiten aber nicht aufrufen.
www.pubpages.unh.edu/~mwherold/

 

Engelszunge 2
Irgendwann werden die Kriege,
die ihr jetzt eure Oberen in die Welt hinaustragen lasst
in eueren Vorgärten ankommen

 

 

Deutsche Friedenspolitiker

Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik"
(Koalitionsvereinbarung SPD / Grüne, 1998)

„Wir haben die pazifistische Tradition der Grünen schon mit dem Einsatz in Bosnien und der Zustimmung zum NATO-Aktivierungsbefehl positiv weiterentwickelt."
(Rezzo Schlauch nach der Zustimmung der Grünen zum Krieg gegen Jugoslawien, 1999)

"Die Umstände haben mich gezwungen, jahrzehntelang fast nur vom Frieden zu reden. Nur unter der fortgesetzten Betonung des deutschen Friedenswillens und der Friedensabsichten war es mir möglich, dem deutschen Volk Stück für Stück die Freiheit zu erringen und ihm die Rüstung zu geben, die immer wieder für den nächsten Schritt als Voraussetzung notwendig war ... Es war nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, daß es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen. Dazu war es aber notwendig, nicht etwa nun die Gewalt als solche zu propagieren, sondern es war notwendig, dem deutschen Volk bestimmte außenpolitische Vorgänge so zu beleuchten, daß im Gehirn der breiten Masse des Volkes ganz allmählich die Überzeugung ausgelöst wurde: wenn man das eben nicht im Guten abstellen kann, dann muß es mit Gewalt abgestellt werden."
(Adolf Hitler vor der deutschen Presse im November 1938)

 

 

US-Militäreinsätze seit 1945  

 

 

Naturkost Grünschnabel rückt ins Zentrum
Wir bleiben in Vaihingen

Das 20-jährige Jubiläum im nächsten Jahr wird Vaihingens Naturkostladen Grünschnabel nicht mehr an der Robert-Koch-Strasse feiern können. Aber dennoch in Vaihingen. Seit Januar finden ihn alte und neue Kundinnen und Kunden im Vaihinger Zentrum in renovierten und größeren Räumen direkt an der Fußängerunterführung in der Sigmundtstraße 1.

Die ganze Palette kontrolliert biologisch angebauter Nahrungsmittel finden auf gesunde Ernährung achtende Verbraucher/innen in Vaihingen jetzt bei der Grünschnabel Naturkost GmbH in günstiger Lage im Ortszentrum. Und nicht nur für Mütter und Väter, die ihre Kleinkinder von Anfang an gesund ernähren wollen, ist es eine deutliche Verbesserung, daß der neue Laden ebenerdig zugänglich und so geräumig gestaltet wurde, dass auch der Kinderwagen mit hinein genommen werden kann.
Der neue Grünschnabel hat durchgehend von 9 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet, Samstags von 8:00 bis 13 Uhr.
Nicht nur die regelmäßigen Sonderangebote und Informationsveranstaltungen lohnen einen Besuch in Vaihingens einzigem Bioladen.

 

 

Initiativkreis Schwabenbräuareal
Neuer Vorstand beim ISA

Drei „Neue" hat die Mitgliederversammlung der Initiative für ein attraktives Vaihingen in ihren Vorstand gewählt: Kristin Wedekind als 2. Vorsitzende, Stefan Dehmel als Kassier und Dieter Staiger als Beisitzer. Alle drei gehören allerdings bereits seit längerem zu den Aktiven des Vereins.

Und für den neuen Vorstand gibt es wohl auch gleich eine ganze Menge zu tun: Mit Empörung mussten die Mitglieder erfahren, daß Rudi Häussler und die Stadt Stuttgart wohl gerade dabei sind, auch für das Südgelände in der Vaihinger Ortsmitte ihre bisherigen Zusagen nicht einzuhalten. Statt der versprochenen Aufteilung des Geländes in jeweils ein Drittel Gewerbe, Wohnungsbau und Grünflächen, will Häussler nun über die Hälfte der Fläche mit einer internationalen Schulungswerkstatt des Autokonzerns Daimler-Chrysler zudecken.
Die Reaktionen der Vaihinger auf die vom ISA sofort per Infostand bekannt gemachten Absichten lassen jedoch vermuten, dass es dagegen einen erheblichen Widerstand geben wird.

Der neue ISA-Vorstand (von links nach rechts): Stefean Dehmel (Kassier), Dr. Ulrich Fellmeth (Vorsitzender), Kristin Wedekind (stellvertretende Vorsitzende), Gerhard Wick (Beisitzer), Jörg Huber (Beisitzer), Dieter Staiger (Beisitzer), (nicht mit auf dem Foto): Antje Werner (Schriftfühererin)

 

 

Was noch ?

Über 2000 DM haben VorOrt-Leser/innen zur Unterstützung der beiden Antirassistinnen gesammelt, die wegen Störung fremdenfeindlicher Propaganda der Republikaner zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden waren.
Folgendes schrieben uns die beiden:
„Danke. Von den 5 900 DM Strafe ist durch die Unterstützung von Freundinnen und Menschen, die wir gar nicht kennen, mehr als die Hälfte zusammengekommen. Wir haben uns riesig gefreut – über das Geld – und noch mehr darüber, daß offensichtlich viele das o.k. finden, was wir gemacht haben."

Ungerechte Steuerlasten: Alles für die Reichen
Arbeitnehmer zahlen immer mehr und Unternehmen immer weniger Steuern. Nach den Steuerschätzungen für das Jahr 2002 gingen die von den Unternehmen geleisteten Gewinnsteuern um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 1999 zurück. Dagegen stiegen die Lohnsteuer-Einnahmen im gleichen Zeitraum um 2,4 Prozent. Das entspricht 30 Prozent der gesamten Steuer-Einnahmen. Der Anteil der Gewinnsteuer an der Gesamtsumme beträgt dagegen nur 12,5 Prozent. Die Kommunen verlieren Einnahmen, weil die Regierung Steuern zugunsten der Wirtschaft senkt. Dieses Geld fehlt den Kommunen dann wiederum, um die Infrastruktur zu verbessern.

Wieder mehr Fluglärm auf der Rohrer Höhe
Vor allem In geringer Höhe direkt über das Wohngebiet fliegende Militärhubschrauber und Transportmaschinen, rauben den Bewohnern der Rohrer Höhe zunehmend die Ruhe. Beschwerden sind zu richten an den Lärmschutzbeauftragten des Flughafens Stuttgart: Herr Greiner: 948-4711

Fahrräder auf Strasse geparkt

Autos auf Radweg geparkt

Eines der beiden Fotos ist gestellt. Für jede richtige Lösung gibt es einen Buchpreis

 

 

VorOrt Intern

Wegen Arbeitsüberlastung der Redaktion und eisigen Temperaturen hat es diesmal etwas länger gedauert mit der neuen Ausgabe. Ab jetzt aber wieder monatlich.
Wer mitmachen will: VorOrt-Treffen finden immer noch am letzten Mittwoch jeden Monats statt: 19:30 Uhr, Gaststätte Kanonenbäck in Rohr.

VorOrt bietet seit diesem Jahr einen neuen Service: Der VorOrt-Infodienst kann kostenlos abonniert werden und bringt aktuelle Informationen per Email ins Haus.