VorOrt Nr.25, Juni 2003
(Auflage 12 500)

Zeitung für das andere Vaihingen

 


Immer mehr Vaihinger Einzelhändler bangen um ihre Existenz
Im Interesse Rudi Häusslers missachten Regierungspräsidium und Stadt auch schon mal ministerielle Erlasse und Verordnungen

Laut Baunutzungsverordnung, sowie Einzelhandelserlass des Wirtschaftsministeriums müssen sich Einzelhandelsgrossprojekte in das zentralörtliche Versorgungssystem einfügen und dürfen die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung nicht beeinträchtigen. Die Bebauungsplanung muss daher auch ein sogenanntes Raumordnungsverfahren enthalten.

Insgesamt 13 800 m² Verkaufsflächen werden in der Schwaben-Galerie in der Vaihinger Ortsmitte entstehen. Der größte Teil davon für Handelsketten wie Kaufland, Mediamarkt und Aldi. Damit ist die Grenze von 1250 m², ab der die Baunutzungsverordnung die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens zur Abstimmung des Angebots mit bestehenden Läden am Ort und im Umland vorschreibt, weit überschritten. Dennoch hat im Falle des Häussler-Projekts die Stadt kein solches Verfahren durchgeführt. Und die Beschwerde des Initiativkreises Schwabenbräuareal darüber wurde vom Regierungspräsidium ohne inhaltliche Begründung abgewiesen.
Erste Geschäftsaufgaben allein in Erwartung der künftigen Marktmacht einiger weniger Grossen in Vaihingens Mitte bestätigen, was die Landesminister Döring und Repnik im Vorwort einer Studie mit dem Titel „Das Ende der Nahversorgung" 2001 schrieben: „Die Untersuchung belegt eindrucksvoll, wie weit die Gefährdung der Grundversorgung im Nahbereich bereits fortgeschritten ist." Dringend notwendig, so die ministerielle Mahnung, sei die Entwicklung geeigneter Gegenstrategien.
Dass diese Warnungen im Falle des Häussler-Zentrums bisher keinerlei Beachtung fanden, mag mit daran liegen, dass der Verband Vaihinger Fachgeschäfte seine Mitglieder mit der realitätsfernen Hoffnung auf eine Belebung auch des bestehenden Einzelhandels durch die Schwaben-Galerie erst einmal ruhig gestellt hat.
Und wohl hatte auch mancher mit dem Gedanken gespielt, sein Geschäft ins neue Zentrum zu verlegen. Angesichts von Mietpreisen zwischen 35 und 40 €/m2 für kleinere Läden dürfte dieser Traum inzwischen für die meisten ebenso geplatzt sein wie das Versprechen der Planer attraktive Wege zwischen Alt und Neu zu schaffen.

 

 

Fertig machen zum Angriff
von Gerhard Wick

Dass die Bunsreplik Deutschland nicht in der Lage ist, an einem Eroberungskrieg teilzunehmen, bei dem es immerhin um den Zugriff auf wichtige Rohstoffe geht, darf sich nicht wiederholen. Dass die Bundeswehr nach der Besetzung von Mazedonien, dem Kosovo und Afghanistan schon das Ende ihrer Möglichkeiten erreicht hat, soll nie wieder vorkommen.
Die Regierung hat folgendes festgestellt: 
„Eine Gefährdung deutschen Territoriums durch konventionelle Streitkräfte gibt es derzeit und auf absehbare Zeit nicht".
Was aber nun tun, mit einer Verteidigungsarmee, wenn niemand angreifen will? SPD und Grüne wussten Rat. Wir bauen sie einfach zur Angriffsarmee um. Dies sei bereits für schlappe 112 Mrd. €, die man locker an anderer Stelle einsparen könne, zu machen, hat Herr Struck ausgerechnet.
Und wer nun auf Artikel 87a, Grundgesetz pochen will, der vorschreibt 
„Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf", den müssen wir dann aber schon mal fragen: Grundgesetz, ja Grundgesetz, Sie berufen sich hier pausenlos auf's Grundgesetz, sagen Sie mal, sind sie eigentlich Kommunist?

 

 

29. Seefest des Jugendclub Rohr am 21. und 22. Juni
Volles Programm

Samstag:
Bereits um 12:00 Uhr wird die Gruppe NOVA KANE aus Pforzheim am Samstag das Musikprogramm des Seefestes eröffnen. Punkrockpop sei es, was die Gruppe darbietet, kann man auf deren Hompage erfahren.
„Punkrock für die Welt" und das äußerst melodiös ist das Motto der dann darauf um 14 Uhr folgenden Gruppe Scrambled Eggs.
Um 16 Uhr wird die Gruppe mit dem kurzen Namen SO! Rockmusik mit „unverwechselbarem" Gesang bieten.
Das „Abendprogramm" eröffnet gegen 18 Uhr dryrot aus Erlangen mit Heavy Metal und einer mitreißenden Liveshow.
Versierten Seefest Besucher/innen braucht die um 20 Uhr auftretende Ludwigsburger Gruppe
Changin' attitude nicht mehr vorgestellt zu werden.

Sonntag:
Wer schon wieder auf sein kann, wird sich am Sonntag um 12 Uhr die Alternativ Rock Band
Studio 47b nicht entgehen lassen wollen.
Um 14 Uhr folgt Skrunge,„die Erben des Grunge", eine erst vor 3 Jahren gegründete Gruppe.
„Super-Rock" erklingt ab 16 Uhr von Stereopilot.
Eine Mischung aus Raggae und HipHop, vorgetragen von sieben Freiburger Musikern, die sich zur Gruppe beachMeister zusammengefunden haben wird es ab 18 Uhr schwer fallen lassen das für den Sonntag von Amts wegen vorgeschriebene Ende der Musikdarbietungen einzuhalten.
Alle Gruppen verzichten wieder auf Gage zugunsten der Weitergabe des Reinerlöses diesmal an die Ambulante Hilfe, einem Verein der sich seit vielen Jahren um Wohnsitzlose in Stuttgart kümmert.

 

 

Neues Leben in der Schiller- Passage
Eine fast vergessene Unterführung taucht wieder auf

Seit die Hauptstrasse am Schillerplatz auch oberirdisch überquert werden kann, verdient die Unterführung den Namen „Passage" eigentlich nicht mehr. Kaum mehr frequentiert, haben sich die dort angesiedelten Geschäfte ihren Weg aus dem Untergrund ans Licht Vaihingens gesucht. Zurück blieben öde Ladenflächen und weitgehend unbeachtete Schaufenster.

„Restraumnutzung" lautet nun eine der Ideen des Ende vergangenen Jahres in Vaihingen gegründeten Projekts submedialabor / stuttgart. (www.banalife.net) „Abtauchen, um mit neuen Ideen wieder aufzutauchen" hierfür will der Künstler Frank Fierke zusammen mit Kollegen einen Rahmen schaffen. Und so ist der „Restraum" Schillerplatz-Unterführung inzwischen auf dem besten Wege wieder aufzuleben.

Wer sich künstlerisch betätigen will, sei es in den klassischen Kunstbereichen wie Malen oder Modellieren, sei es im Bereich der neuen Medien bei der Herstellung von Videoclips, kann dies unter fachkundiger Anleitung nun in der Schiller-Passage tun.
Darüber hinaus stehen geeignete Räumlichkeiten sowohl für öffentliche Musikveranstaltungen und Kulturprogramme als auch für private Parties in ehemaligen Ladenräumen zur Verfügung.

Wer erst einmal sehen will, wie sich die Räumlichkeiten und die Atmosphäre für Musikveranstaltungen eignen, kann sich selbst ein Bild machen, zum Beispiel

Lords of Doom am 31.5 in der Schillerpassage

beim Auftritt von „Lords of Doom", einer Band, die am 31.5. ab 20 Uhr mit von ihr als Death Metal, der verschärften Form von Heavy Metal, bezeichneten Musik den Vaihinger Untergrund erzittern lassen wird.

Buchverkauf direkt aus dem Schaufenster
Bereits am Vormittag ab 11 Uhr findet erstmals ein Verkauf gebrauchter Bücher direkt aus dem Schaufenster statt. Einen Teil der dort angebotenen Taschenbücher und antiquarischer Stücke kann man schon in dem reichhaltig ausgestatteten Fenster besichtigen.

 

 

Vaihinger Initiative gegen Imperialismus und Krieg fordert:
EUCOM auflösen

Die Auflösung des US-Hauptquartiers im Westen Vaihingens fordert eine im Stadtbezirk während des Irak-Krieges neu gegründete Friedensinitiative. In einem auf dem Vaihinger Markt verteilten Flugblatt informierte die Gruppe kürzlich über die Pläne der US-Regierung, ihre völkerrechtswidrigen Eroberungskriege gegen eine ganze Anzahl von Ländern fortzusetzen.
Wer die unter G.W.Bush verabschiedete sogenannte Sicherheitsdoktrin der US-Regierung liest, wird sich nicht mehr der Illusion hingeben können, der Krieg gegen den Irak sei eine Ausnahme oder der letzte gewesen. (Wortlaut der Doktrin auf deutsch im Internet unter

www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/USA/doktrin-lang.html

Dass auch die kommenden Kriege vom US-Hauptquartier für Europa, Afrika und den Mittleren Osten und damit von Vaihingen aus militärisch vorbereitet und befehligt werden, ist eine Tatsache, die viele Vaihinger gerne verdrängen.
Nach Ansicht der Gruppe gegen Imperialismus und Krieg kann es nicht genügen, bei jedem neuen Angriffskrieg der USA mit oder ohne aktiver Beteiligung der deutschen Wehrmacht vor das EUCOM zu ziehen, um dort abseits der Öffentlichkeit gegen die gerade stattfindenden Kriegsverbrechen zu demonstrieren. Vielmehr müssten kontinuierlich die Strukturen aufgezeigt und bekämpft werden, die zu ständig neuen, grausamen Eroberungskriegen führten. „Es geht uns nicht darum, US-Amerikaner aus Vaihingen zu vertreiben, wir wenden uns gegen die Militärapparate mit deren Hilfe die imperialistischen Länder, sei es die USA oder Deutschland ihre Wirtschaftsinteressen gewaltsam durchzusetzen suchen", so ein Sprecher der Gruppe. „Ein deutsch- amerikanisches Friedenscamp auf dem jetzigen Militärgelände in Vaihngen fände unsere volle Zustimmung."
Wer bei der Gruppe mitmachen will, kann über VorOrt den Kontakt herstellen.

 

 

Richtigstellung: Sie war's selbst
VorOrt bedauert den Irrtum

In seiner Internet-Ausgabe hat VorOrt den Kabarettisten Peter Grohmann für seinen gelungenen Auftritt als Angela Merkel bei den Münchner Kabarettagen gelobt.

Wie er die CDU-Vorsitzende mit einem weit über die schon schlimmen Schröder-Pläne hinausgehenden drastischen Programm zur Kürzung der Arbeitslosen-, und Sozialhilfebezüge parodierte und das Ganze dann als „die neue Solidarität mit den Arbeitslosen, die sonst keine Chance hätten" bezeichnete, fanden wir sehr gelungen.
Nun erreichte uns eine Gegendarstellung des CDU-Parteivorstandes, die uns zu folgender Richtigstellung veranlasst:
Bei der von VorOrt besprochenen Veranstaltung handelte es sich nicht um die Münchner Kabarettage, sondern um eine gemeinsame Pressekonferenz von CDU und CSU. Und es war nicht Peter Grohmann, der auftrat, sondern Frau Merkel selbst.
VorOrt bedauert den Irrtum und entschuldigt sich bei Peter Grohmann für das falsche Lob der kabarettistischen Leistung.
Dennoch: Wir hätten's dir zugetraut, Peter.

 

 

So frei ist Marktwirtschaft
Der Herr gibt's den Seinen, die CDU den Ihren

Jetzt hat es auch die Stuttgarter CDU bemerkt: In der Stadt steht massenhaft Büroraum leer. Über 2000 sollen es derzeit in Stuttgart sein, für die keine Mieter zu finden sind.

Gleichzeitig herrscht unbestreitbar ein starker Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Unter anderem deshalb, weil im September 2000 auf Druck der Stuttgarter CDU das Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum aufgehoben und damit die ungezügelte Umnutzung von Wohn- in Geweberäume ermöglicht wurde. Ca. 1000 Wohnungen jährlich, insbesondere in gehobenen Wohnlagen, gehen dadurch nach Schätzungen des Stuttgarter Mietervereins verloren.
Eine Wiedereinführung des Zweckentfremdungsverbots angesichts dieser Lage hat die Gemeinderatsfraktion des Haus- und Grundbesitzervereins erst kürzlich kategorisch abgelehnt. Dafür hat sie jetzt zusammen mit Freien Wählern und FDP etwas anderes im Rat beschlossen. 5 000 € erhalten künftig Hausbesitzer von der Stadt geschenkt, wenn sie Büros in Wohnungen umwandeln. Und zwar auch diejenigen, die erst vor einem oder zwei Jahren Wohnungen zweckentfremdet haben und nun dieselbe Wohnung wieder zu Wohnzwecken vermieten. Und falls sie in 2 Jahren feststellen, dass doch mit einem Büro wieder eine höhere Miete zu erzielen ist, dürfen sie ihre Wohnungsmieter auch wieder rauswerfen und erneut umwandeln. Den Zuschuß will man dann allerdings zurück haben, was aber, so wurde gleich versichert, nicht besonders überprüft werde.
So schön kann soziale Marktwirtschaft sein.
Wir warten gespannt auf die nächste gute Idee der Gemeinde-CDU. Man könnte doch z.B. Dieben einen Finderlohn zahlen, wenn sie ihr Diebesgut zurückgeben.

 

 

Führender Rüstungskonzern endlich auch in Vaihingen
Mit Daimler-Chrysler kommt nicht nur ein Automobilbauer in die Ortsmitte

Wer an passender Stelle gegen das Geschäft mit dem Tod, also die Rüstungsindustrie demonstrieren und protestieren will, kann dies bald auch in Vaihingen tun.

Dass der Daimler-Chrysler-Konzern Fahrzeuge produziert und damit hohe Gewinne erzielt, seinem Manager Schrempp 6 Mio. Euro Jahresgehalt bezahlt und trotzdem in den vergangenen Jahren praktisch keine Steuern in Deutschland bezahlt hat, wissen inzwischen viele. Dass die Firma Daimler-Chrysler nach wie vor der mit Abstand größte deutsche Rüstungsproduzent ist und nach wie vor Landminen produziert und verkauft, schon nicht mehr so viele. Die Daimler-Tochter EADS (33% Aktienanteil) liefert nicht nur nahezu die gesamte Palette der Angriffswaffen für die Bundeswehr, sondern auch an Nordkorea, die Türkei, Malaysia, Pakistan. Auch nach dem Verbot von Landminen im Abkommen von Ottawa wird kräftig an der Verstümmelung von Menschen verdient.

Selbst an der Entwicklung neuer Atomraketen wirkt Daimler/EADS fleißig mit.

 

 

Drastische Sparprogramme bei Bund und Ländern
Geleerte Kassen

Weil deutsche Aussenpolitik Friedenspolitik ist (Vereinbarung SPD-Grüne, 1998) hat die Koalition erst mal folgendes bestellt:

243 Transporthelikopter für 5,9 Mrd €;
80 Kampfhelikopter für 3,6 Mrd €;
685 Cruise Missile Taurus für 2,2 Mrd.€;
180 Eurofighter für 21,0 Mrd.€;
75 strateg. Transportflugzeuge für 10,2 Mrd.€.

Diese Einkäufe wurden nötig, weil die rot-grüne Bundesregierung den von ihrer Vorgängerregierung bereits geebneten Weg des Umbaus der Bundeswehr von der Verteidigungs- zur Angriffsarmee konsequent zu Ende gehen will. Dafür braucht sie auch noch
5 neue Korvetten,
3 Fregatten,
und 4 moderne U-Boote.
112 Mrd. € soll die Umrüstung der Bundeswehr zur Angriffsarmee laut Spiegel insgesamt kosten.

 

 

Hausmitteilungen von VorOrt
Was unsere Leser/innen und wir noch sagen wollen

Es sei hier noch einmal betont, VorOrt ist an der Meinung seiner Leser/innen interessiert und zweitens ein wenig auch darauf angewiesen, dass es Informationen aus der Leserschaft, sei es über beobachtete Missstände, sei es über Erfreuliches erhält.

Zum Beispiel hat uns dankenswerter Weise R. Peper noch weitere Fotos von leerstehenden Büros in Vaihingen geschickt. Mit folgendem Kommentar: „Wo man hinschaut 'Büro zu vermieten'. Wohin man schaut: Staub, Dreck und viele Baukräne. Es ist eine Zumutung für die Bewohner, die Vaihingen noch treu bleiben, jedoch wie lange ? Die Mieten sind kaum bezahlbar – macht nur weiter so. Dann haben wir neue Geschäftshäussler und die stehen dann auch leer. Vaihingen wird zur Geisterstadt. Der einzige Trost: Am Mittwoch und Samstag der Gemüsemarkt, do isch mehr halt no en Vaihinger."

VorOrt erscheint regelmäßig aktualisiert und werbefrei online unter
www.vorort-vaihingen.de
Für ein Abonnement des kostenlosen VorOrt-Infodienst per Email genügt eine kurze Anforderung per Mail.

Und dann haben wir da noch ein Anliegen: Über jede/n der/die VorOrt unterstützen möchte, sei es durch Spenden oder was uns sehr helfen würde durch Mithilfe beim Austragen der Zeitung, freuen wir uns. in paar Austrägerinnen mehr und der Aufwand wäre für alle überschaubarer und in Verbindung mit einem Abendspaziergang zu bewältigen.

 

 

Engelszunge

Früher war die CDU die Partei des Grosskapitals.
Heute ist die CDU die Partei des Grosskapitals.
Das ist der haarfeine Unterschied
zur SPD – die war früher nicht so. (Dieter Süverkrüp)

 

 

Grüne Sozialpolitik

"Das Zusammenstreichen der Bezüge von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern heißt in gewisser Weise auch eine Aktivierung der Teilnahme der Betroffenen am Sozialleben."

(Rezzo Schlauch bei einem Vortrag vor Unternehmern im Frauenhofer-Institut, Vaihingen)