Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen

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PRESSEERKLÄRUNG Stand 17.15 Uhr

01. August 2001

Längster Castor-Transport von zahlreichen Widerstandsaktionen begleitet

 

Im gesamten Bundesgebiet zahlreiche Anti-Atom-AktivistInnen an der Strecke unterwegs

 

Der mit insgesamt 12 Atommüllbehältern größte Castor-Transport aller Zeiten wird von zahlreichen Widerstandaktionen begleitet. Noch bevor der Zug mit Behältern aus Brunsbüttel und Stade am Mittag mit den Behältern aus Mülheim-Kärlich zusammengekoppelt werden konnte, hatte der Transport schon mehr als zwei Stunden Verspätung.

Die in der Vergangenheit übliche Strecke über Lüneburg-Uelzen musste der Transport diesmal sogar ganz meiden. In Uelzen versammelten sich mehr als 400 Menschen, was zu einer Umleitung des Transportes führte. Weitere Aktionen an der Strecke Lüneburg-Bebra waren geplant.

Schon in der Nacht wurde der Zug in Hamburg für mehr als eine Stunde aufgehalten. Noch bevor der Transport aus Stade starten konnte, wurden die Behälter aus Brunsbüttel schon drei Mal gestoppt. Als dann bekannt wurde, dass sich im Wendland mehrere hundert Menschen aufhalten und es auch AtomkraftgegnerInnen gelang, auf die Strecke zu kommen, wurde der Transport nach längerem Aufenthalt in Maschen umgeleitet.

Im weiteren Verlauf der Strecke kam es u.a. in Münster und Bonn-Beuel zu Aktionen und Kundgebungen gegen den Castor-Transport. In Bonn verteilten etwa 15 Aktivisten in Strahlenschutzanzügen Jod-Tabletten und Flugblätter.

Gegen 15.30 Uhr gelangten etwa 25 Menschen in Groß Gerau (Bei Frankfurt/ M.) auf die Gleise. Etwa 20 Minuten später änderte der Transport erneut seine Route und bewegt sich nun von Mainz nach Worms.

Angemeldete Mahnwachen und Kundgebungen finden im Laufe des Tages in Koblenz, Philippsburg und Hagenbach (bei Wörth) statt. Außerdem ist mit weiteren Aktionen an der Strecke zu rechnen.

Nach dem bisherigen Verlauf der Widerstandsaktivitäten zeigt sich, dass sich die Anti-Atom-Bewegung auch weiterhin nicht befrieden lässt. Atommüllzüge rollen nicht unbemerkt durch die BRD; eine Rückkehr zur Normalität – wie ihn sich die Atomkraftwerksbetreiber wünschen – ist nicht in Sicht. Die Aktionen der Anti-Atom-Bewegung am heutigen Tag haben gezeigt, daß selbst kleine Aktionen die Sicherungskräfte dazu zwingen, den Transport auf andere Routen umzuleiten. Jeder Transport ist gefährlich und nicht zu verantworten. Nur die sofortige Stillegung aller Atomanlagen kann die einzig richtige Konsequenz sein.

Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
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28.07.01
Presseerklärung

Atommüllverschiebung im Eilverfahren geplant:
Bereits zwei Excellox-6 Atommüllbehälter beladen?

Nach unseren Informationen wurde heute im Atomkraftwerk Neckarwestheim bereits der Zweite der erst am vergangenen Donnerstag angelieferten Excellox-6 Behälter beladen. Die Vorbereitungen des für den frühen Dienstag Morgen geplanten Straßentransportes mit den 3 Atommüllbehältern laufen auf Hochtouren. Selbst die Absperrgitter der Polizei stehen schon bereit. Das Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim ruft zu einer Spontandemonstration gegen die geplante Atommüllverschiebung am Montag, den 30. 7. um 19 Uhr am Kirchheimer Bahnhof auf.

Eigentlich hätten die drei leeren Excelox-6 Behälter schon viel früher wieder im Atomkraftwerk Neckarwestheim aus England eintreffen sollen. Sie müssen im Pendelverkehr mit der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield eingesetzt werden und gingen Ende April mit 21 hochradioaktiven Brennelementen auf die gefährliche Reise. Die Abfahrt in England hatte sich jetzt jedoch wegen radioaktiven Außenkontaminationen verzögert. Nach offiziellen Angaben lagen diese unter dem zugelassenen Grenzwert von 4 Becquerel pro Quadratzentimeter, mußten jedoch vorher beseitigt werden. Deshalb findet die Beladung im Atomkraftwerk Neckarwestheim jetzt im Hau-Ruck-Verfahren statt. Schon bei der Beladung in einem "normalen" Zeitfenster wurde im Februar dieses Jahres im GKN ein Excellox-Behälter beschädigt.

Zur Erinnerung: Die Skandalanlage in Sellafield wäre im letzten Jahr beinahe ganz geschlossen worden nachdem die britische Nuklearbehörde festgestellt hatte, dass über Jahrzehnte hinweg Sicherheitsprotokolle gefälscht worden waren. Im Januar kam es fast zu einer atomaren Katastrophe, nachdem in mehreren radioaktiven Abfallbehältern die Konzentration explosiver Gase über mehrere Stunden hinweg angestiegen war. Auch hier war erst mit stundenlanger Verspätung auf Warnsignale reagiert worden. Und über 30% der Neckarwestheimer Atommülltransporte in die Wiederaufbereitungsanlagen bis zum Transportstopp 1998 waren radioaktiv verseucht. Der zulässige Grenzwert wurde bis zum 3000-fachen überschritten.

Die Atommüllspirale soll sich noch Jahrzehnte weiter drehen. Der "Atomausstieg" besteht bis zum Jahr 2005 aus jährlich über 100 Behälter- Transporten in die Wiederaufbereitungsanlagen nach La Hague und Sellafield. Mit den geplanten Zwischenlager soll dann eine nochmalige Verdoppelung der bisherigen Atomstrommenge und somit auch eine Verdoppelung des hochradioaktiven Mülls stattfinden. Dies ist in keinster Weise ein Atomausstieg, sondern ein Auslaufen gemäß den technisch möglichen AKW-Laufzeiten.

Nächste Woche soll zeitgleich von fünf deutschen Atomkraftwerken der größte Atommülltransport aller Zeiten mit insgesamt 12 Behältern in die WAA's nach Frankreich und England stattfinden. Das Aktionsbündnis ruft deshalb zu einer Demonstration am Montag ab 19 Uhr am Bahnhof in Kirchheim auf. Am Dienstag und  Mittwoch finden entlang der verschiedenen Transportstrecken bundesweite Aktionen statt. Ab 16 Uhr ist in Hagenbach bei Wörth eine Protestkundgebung.

Keine weiteren Atommülltransporte, keine Zwischenlager - Atomausstieg
sofort!


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Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
anti-akw.neckarwestheim@s.netic.de
Info-tel 07141 / 903363 * fax / 923991
http://neckarwestheim.antiatom.de


 


So wars beim Neckarwestheim-Transport
Bericht von Till Querspass, freier Berufsdemonstrant

(Vorsicht, dieser Bericht enthält Satire, jedoch nur wahre Begebenheiten
und Fakten!)

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Fast 5000 Menschen wegen Castor-Transport auf den Beinen- mindestens 4500 gewaltbereite Personen wurden bezahlt!
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VOLLER ERFOLG
Der Einsatz war für die Polizei ein voller Erfolg.
Die Taktik, 10-15 Beamte pro Demonstrant einzusetzten, ging voll auf: Und zwar für die Demonstranten. Laut einem sachgebietskundigen Zeitungsreporter kostete jede/r DemonstrantIn rund 25000 DM. Das ist mehr, als ein Umweltminister an einem Tag kostet.
Wir meinen: Teuer ist nur recht und billig!


-BITTE NICHT STÖREN - POLIZEI SCHLÄFT
Der Transport rollte nach Polizeiberichten ungestört durchs Land. Die Polizei lief nach Demonstrantenberichten verstört durch die Landschaft.
Massiv gestört haben vor allem die hohen Kosten den Transport. Überhaupt nicht gestört haben 2500 Polizisten über 100 Menschen auf dem Weg zum stören:
Erstaunlich, bei soviel Polizei-Taktik, das es über 100 Menschen aus einem überwachten Camp heraus geschafft haben, die Strassentransportstrecke vor dem AKW (GKN)zu blockieren. Hierbei sei bemerkt, das 2500 Polizisten für den Strassentransport da waren, und die Strecke nur 5 km lang war... Die Abfahrt des Transportes wurde so um ca. 1 Stunde verzögert! Dann rollte er mit der üblichen Ausstattung (Pferdestaffel, Räumpanzer, Wasserwerfer) an den gewaltebreiten Hundertschaften und einigen Castor-Gegnern vorbei.


-HUBSCHRAUBER HABEN KEINE AUGEN
Die Polizei entdeckte mit vielen Hubschraubern alles, was sich bewegte, vor allem  Weinbergschnecken und den Castor.  Nur die 20 Menschen, die sich direkt an der Transportstrecke der B27 ihre Bettstatt ausgesucht hatten, entdeckte er nicht. Erst als 2 der Leute weggingen, um sich eine wärmere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, schloss die Polizei messerscharf aufgrund der aufrecht gehenden Personen, das sich da wohl auch Menschliche Wesen sehr nah an der gut bewachten Strasse aufhielten.


-JETZT NEU: 
2 in 1 - CASTOR-KONVOI UND DEMO ZUG IN EINEM!
Der grösste Erfolg der Polizei stand leider nicht in deren Pressemitteilungen:
Nicht nur Polizei und BGS rannten hinter dem Castor her, nein auch mindestens 20 freiwillige aus den Gruppierungen der Demonstranten liefen im Transport-Konvoi mit!
(Und das ist wirklich kein Scherz!) Von der "schönen Aussicht" bis zur Neckarbrücke reihten sich die Demonstranten ohne Probleme in den Zug der Karnevalsgesellschaft "Neckarwestheim Grün-Weiss" ein.
Die Polizei war total planlos - den über 20 Demonstranten wäre es möglich gewesen, direkt vor oder neben die Excellox-Behälter zu gelangen, doch wegen der Strahlung wanderten sie  hinter dem Schwertransport-Begleitfahrzeug, direkt hinter dem letzten Behälter her. Frei nach dem Slogan:  Wandern ja - aber sicher!
Der Bereich direkt neben dem strahlenden Müll wurde so dem bezahlten Personal überlassen.


-NEPPER, SCHLEPPER, BAUERNFÄNGER
In dieser Nacht gab es wohl noch einige Kleingruppen, die die Polizei rund um Walheim/Neckarwestheim in Atem hielten...
Laut Presseberichten wurden die Weinberge oberhalb Walheims durchsucht und die Spuren eines Bauern auf einer frischgemähten Wiese verfolgt.
Ein verdächtiges Fahrzeug, das direkt auf der Transportstrecke fuhr, wurde von zahlreichen Beamten nicht angehalten. Logisch - wenn es auf einer abgeriegelten Strasse fährt, muss das ja seine Richtigkeit haben.
Mit Überraschung begrüsste die Polizei auch die Hilfsbereitschaft bei Autodurchsuchungen: Die Autobesitzer halfen der Polizei so gut es ging, und machten sie auf unzählige Verstecke in ihrem Auto aufmerksam.
Erstaunlicherweise fand die Polizei trotzdem nichts ausser einem Spezialgerät, mit dem es möglich gewesen wäre, den Castor zu stoppen. Dieses Gerät sah zwar äusserlich wie ein Schraubenzieher aus, wurde aber von der gewitzten Polizei sofort erkannt und konfisziert.



-POLIZEI MIT SCHLAMM GETARNT - BÄUME IM WALD ENTDECKT
Zwischen Wörth und der französischen Grenze kam es zwar nicht zu Blockaden auf der Schiene, jedoch schaffte es auch dort die Polizei, eine Gruppe von ca. 30 Menschen NICHT aufzuhalten, die spontan die extrem überwachte Mahnwache Hagenbach verließen. 3 Hubschrauber verfolgten die Gruppe jedoch tapfer. Die Gruppe wollte wohl einen Waldspaziergang unternehmen, und übte sich im Spontan-Brückenbau über einen Fluss. Als die Polizei sich durch das Unterholz schlug, waren die Menschen schon auf der anderen Seite des Flusses und verteilten sich im neu entdeckten Naherholungsgebiet.
Immerhin folgten ihnen tapfer 4-6 sehr nasse und schlammige Polizeibeamte. Das heißt, sie versuchten ihnen zu folgen. Der Rest der Polizei stand etwas ratlos am Fluss und traute sich nicht mehr rüber, sie wollten dann lieber um den Fluss herum laufen...

Im Wald wurden erst eine halbe Stunde später ca. 50 Meter vor der Schiene kurz vor Vorbeifahrt des Castors ca. 17 Menschen eingekesselt. Der Einsatzleiter wollte die Demonstranten, wie er sagte, nur solange festhalten, bis der Castor vorbei war. Er entschied sich dann doch spontan um, und ließ die Menschen "in Gewahrsam" nehmen, könnte ja sein, dass der Castor nochmal zurückkommt!

Pro Demonstrant fanden sich beim Kessel 5 Polizeibeamte, was denn allgemeinen Schlüssel von 10 Beamten pro Demonstrant bei diesem Transport gefährlich unterschritt.
Wo die anderen Menschen sich in dem kleinen Waldstück aufhielten, war der Polizei trotz Verstärkung und mehrerer Hubschrauber schleierhaft.


-POLIZEI KANN AUCH ANDERS
Viele Polizisten, die auch gegen Atomkraft sind, würden sich am liebsten zu uns auf die Schienen setzen:
Auch bei diesem Transport überwanden sich sehr viel Beamte, liessen sich die Haare lang wachsen, zogen sich den dicken Woll Pulli an und wickelten sich das Palituch um den Hals oder Kopf, um aktiv an unseren Aktionen und Besprechungen teilzunehmen. Wenn ihnen zu langweilig war, zögerten sie allerdings auch nicht, "andere" Demonstranten festzunehmen.
Polizist bleibt Polizist.
Also doch mehr als 4500 Beamte im Einsatz...


-POLIZEI VERSTEHT BUNDESWEIT NUR BAHNHOF
Und dann auch noch die bundesweiten Sondereinsätze an Bahnhöfen von Polizei und BGS: Unter anderm in Göttingen, Erfurt, Ruhrgebiet, Köln und im Wendland zeigten Menschen z.B. ihr Anlehnungsbedürfniss an Züge, verteilten Fahrpläne und ähnliches an Bahnreisende oder führten unbezahlt technische Überprüfungen von Notbremsen durch.


-BARRIKADENBAU: ZUG AUF DEN GLEISEN
In Frankreich wurde der Transport am frühen Morgen mehrmals blockiert, und insgesamt ca. 30-40 Minuten verzögert! Zum Beispiel warfen im Bahnhof von Bergues bei Dünkirchen  Demonstranten rauchende Gegenstände (angeblich Rauchbomben, vermutlich Zigarettenkippen?) und stoppten damit einen Zug. Das war aber nicht der Castor. Der Castor stand dahinter und konnte nicht weiterfahren, weil irgendjemand einen Zug in den Weg gestellt hatte. Später setzten sich Menschen vor Erschöpfung auf die Gleise, da sie länger als erwartet auf den Castor warten mussten.


-----Originalzitat aus der Pressemitteilung der Polizei
Rheinpfalz:-------

"Durch konzentrierten Einsatz von Polizei und Bundesgrenzschutz gelang es, die beabsichtigten Einwirkungen auf den Transport und die Bahnstrecke zu verhindern."
[Zitat Ende]

-----------Unsere Mitteilung an die Polizei:---------

Liebe Polizei,
durch konzentrierten Einsatz von Polizei und Bundesgrenzschutz gelang es uns, die beabsichtigten Einwirkungen auf die Transporte durchzuführen.

Jetzt staunt Ihr, stimmts?!?
Aber verstehen werdet Ihr es wohl wieder nicht.
Macht nix, Hauptsache Ihr erscheint das nächste mal wieder zahlreich, denn das ist doch Euer erfolgreichstes Konzept!

Teuer ist nur Recht und billig!

Auf Wiedersehen,
Euere Chaoten und Arbeitgeber,

Hagen Bach, Desillusionist
Till Querspass , freier Berufsdemonstrant



****************************WÄRBUNG:***************************

Reservieren Sie sich jetzt schon Ihre persönliche Hundertschaft für die nächsten Transporte:
Gut ausgestattetes Personal ohne finanzielles Interesse begleitet Sie und hat nur Ihre Sicherheit im Kopf, sonst nichts.
Spätere Treffen nicht ausgeschlossen.

Voraussichtlich nächste freie Termine:
9.Mai Rheinsberg / Lubmin;
30.4./1.5. oder 7./8.5. Stade / La Hague

Infomationen zu Terminen, Anreise, Unterkunft und Orten der Begegnung finden Sie auf folgenden Internetseiten:
http://www.x1000malquer.dehttp://www.regenbogen-hamburg.de  ;
http://beam.to/bi-greifswald  ;  http://www.castor.de  ;
http://www.akte-nix.de ; http://www.antiatom.de

****************************WÄRBUNG:***************************

Ein Tag im Knast: 30,- DM
Einmal wegtragen (mit Fahrtkosten): 200,- DM
sie immer wieder überaschen zu können: UNBEZAHLBAR.

**************************************************************

*Unser Lachen wird sie besiegen!*

*Lacht kaputt, was Euch kaputt macht!*

Till Querspass
querspass@gmx.de

 

 

26.3.2001

PDS-Camp in Nahrendorf gefährdet - Polizei kesselt 200 Demonstranten ein!!!

Zu den CASTOR-Protesten im Wendland erklärt die niedersächsische
PDS-Abgeordnete Heidi Lippmann:

In diesen Minuten läuft eine Einkesselung von ca. 200 Personen, die sich
in dem Wald neben dem CAMP in Nahrendorf aufhalten. Dabei istl es zu mehreren Verletzten auf seiten der Demonstranten gekommen sein.

Bereits seit Samstag gibt es immer wieder Versuche von Seiten der Polizei, einen Anlass zu finden, dass als "Dauerversammlung" genehmigte Camp in Nahrendorf zu räumen, nachdem bereits verschiedene andere zwangsweise geräumt wurden. Mit riesigem Polizeiaufgebot, Wasserwerfern, Räumpanzern ist die gesamte wendländische Transportstrecke abgeriegelt. Die Camps werden von Hubschraubern und per Nachtsichtgeräten beobachtet, Versammlungsleiter werden dafür verantwortlich gemacht, wenn Personen aus ihren Camps sich den Bahngleisen nähern.
Selbst die sog. Vermummung - bei Temperaturen im Minusbereich eine
Selbstverständlichkeit - wird als Straftat gewertet.

Nach wie vor wird es den Veranstaltern untersagt, grössere Versammlungszelte aufzubauen und Übernachtungszelte. Hiergegen habe ich jetzt im Eilverfahren Beschwerde beim OVG Lüneburg eingelegt.

Gab es in der Merkelschen Zuständigkeit noch Möglichkeiten, sich ganz legal im Wendland aufzhalten und in Camps zu übernachten, hat die Trittin-Schilly-Connection scheinbar aus der aktiven Kriegsführung im Kosovo Erkenntisse für den innerdeutschen Kampf gewonnen. Das Feindbild ist klar abgesteckt und alles Gerede von den sog. Polizeivermittlern purer Quatsch. Wie schon früher, weigern sich Polizisten, Durchgangsverbote zu begründen, halten willkürlich kleine Gruppen fest, tragen natürlich keine Namensschilder und heissen alle Meier, Müller, Schulze... Das brutale Auftreten und die Ausrüstung, Wasserwerfer, Panzerfahrzeuge, Hubschrauberstaffeln ... sind ein Armutszeugnis für die rot-grüne Bundesregierung, die ihren sog. Atomkonsens nicht anderes durchsetzen kann, als mit massiver Polizeigewalt.

Wir fordern insbesondere die Grünen auf, die sich so vollmundig auf die Seite der Protestierenden schlagen, lautstark Protest bei ihrer Bundesregierung einzulegen. Jeden Verletzten, den es zu beklagen gibt, hat Jürgen Trittin mitzuverantworten. Sein Deal mit der Atomindustrie ist kein Konsens, denn die Wendländer sind hierzu nicht befragt worden, sondern wurden, ganz im Gegenteil massiv betrogen.

Warum ist die Bundesregierung weiterhin in Berlin und nicht vor Ort bei ihren Wählern und Wählerinnen? Warum stellt sie sich nicht der Verantwortung? Mit Polizeigewalt erreicht man keinen Konsens.

Regelmässige Nachrichten direkt aus dem Wendland und den Camps erhalten Sie unter www.indymedia.de.

 

Der Wahn beginnt - Der Castor rollt

Valognes, 26.03.2001, 9 Uhr - Seit heute morgen, 6:50 Uhr, rollt erstmals nach vier Jahren wieder ein Atomtransport aus Frankreich nach Deutschland. Unter massivem Polizeiaufgebot verließ ein Zug der französischen Bahngesellschaft SNCF mit sechs Castorbehältern den Bahnhof im französischen Valognes, um 85 Tonnen Atommüll zur Zwischenlagerung in das niedersächsische Gorleben zu bringen. Hier erste Bilder.

Kurz nach dem Start in Valognes:
Ein Wärmebild des Castortransports

Seit Sonntag Abend protestierten Greenpeace-Aktivisten auf den Schienen und vor dem Eingangstor gegen die Wiederaufnahme der Atomtransporte zwischen Deutschland und Frankreich. Auf einem Transparent stand: "Keine Atomtransporte nirgendwohin". Auf französisch war zu lesen: "Les déchets nucléaires sont dangereux pour longtemps, longtemps, longtemps - Arretons le train nucléaire!" (Atommüll ist gefährlich für lange, lange, lange Zeit - Lasst uns den Atomzug stoppen). Kurz vor Ausfahrt des Zuges wurden die Umweltschützer von der Polizei geräumt.

Sven Teske, Greenpeace Energieexperte: "Das Atommüllkarussell zwischen Deutschland und Frankreich dreht sich wieder. Mit dem Gorleben-Transport bekommen die deutschen Atomkraftwerksbetreiber grünes Licht für neue Atommüllfuhren in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Für jeden Behälter, der heute nach Gorleben rollt, gehen allein in diesem Jahr rund sieben Behälter wieder nach Frankreich. Deutschland ist damit wieder Mittäter bei einem der größten Umweltverbrechen unserer Zeit."

Mit dem Gorleben-Transport erfüllt die rot-grüne Bundesregierung die Bedingung Frankreichs dafür, dass in Zukunft wieder neuer Atommüll aus Deutschland in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague geliefert werden darf. Noch in diesem Jahr wollen die Betreiber der Atomkraftwerke Philippsburg, Stade, Grafenrheinfeld und Biblis zusammen 40 Behälter mit Atommüll nach La Hague liefern.

Teske: "Mit Zustimmung des grünen Umweltministers Trittin kippen die Stromkonzerne den Franzosen tonnenweise neuen Atommüll vor die Füße. Gleichzeitig sagt die Bundesregierung, genau das dürfe Deutschland aus nationaler Verantwortung heraus nicht tun. Das ist reine Heuchelei."

Der Castor-Transport nach Gorleben in Niedersachsen wird voraussichtlich heute Nacht gegen 23 Uhr die Grenze nach Deutschland passieren. Im Laufe des Dienstags soll er im niedersächsischen Dannenberg eintreffen und von dort auf Schwerlasttransportern zum Zwischenlager Gorleben gebracht werden.

Hintergrundinformationen zu Atommüll und Castortransporten lesen Sie hier.

 

03.01.2001 - 17:04:47
Italien: NATO soll Tod von Friedenssoldaten untersuchen
Rom (Reuters) - Italien hat von der NATO die Untersuchung des Todes ehemals auf dem Balkan stationierter Friedenssoldaten gefordert, deren Erkrankung auf den Kontakt mit radioaktiven Uran-Geschossen zurückgeführt wird. Die Sorge in Italien über die als Balkan-Syndrom bezeichnete Erkrankung sei mehr als berechtigt, sagte Ministerpräsident Giuliano Amato am Mittwoch in einem Interview. Die NATO hatte im Kosovo-Krieg 1999 Uran- Geschosse als panzerbrechende Munition eingesetzt. Auch in anderen Ländern der Euroas wächst die Sorge vor Spätschäden durch den Kontakt mit Resten von Uran-Munition. Außenminister Lamberto Dini sei angewiesen worden, von der NATO Aufklärung über die Todesfälle zu fordern, sagte Amato der Tageszeitung "La Repubblica". Sechs italienische Soldaten, die in den 90er Jahren im früheren Jugoslawien gedient hatten, sind seitdem an Leukämie gestorben. Amato sagte, bislang sei man davon ausgegangen, dass die Uran-Geschosse nur im Kosovo, nicht aber in Bosnien eingesetzt worden seien. Für die Geschosse wird abgereichertes, das heißt nur noch schwach radioaktives Uran verwendet. Jugoslawische Experten sagen, die Strahlung reiche aus, um Krebs zu erregen. Das US-Verteidigungsministerium hat erklärt, von den Resten der Geschosse gehe keine Gesundheitsgefahr aus. Amato sagte, zudem habe man immer geglaubt, dass nur unter sehr außergewöhnlichen Umständen eine Gefahr von den Geschossen ausgehen könne. Diese Annahmen seien nun in Frage gestellt. Italiens Verteidigungsminister Sergio Mattarella sagte in einem ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Interview, dass die NATO erst im vergangenen Monat mitgeteilt habe, dass Uran sowohl im Kosovo als auch in Bosnien eingesetzt worden sei. Eine NATO-Sprecherin in Brüssel sicherte Italien die volle Unterstützung bei der Aufklärung über die Verbreitung der Uran-Geschosse zu. Medienberichten zufolge wurden rund 30.000 Uran-Geschosse eingesetzt. Uran wird wegen seines hohen spezifischen Gewichtes für Wuchtgeschosse verwendet, deren Bewegungsenergie sich beim Aufprall in Hitze umwandelt. Deshalb können sich solche Geschosse auch durch Stahl und Stahlbeton brennen. In Italien forderte die Neue Kommunistische Partei (RC) als Reaktion auf die Äußerungen Amatos den sofortigen Abzug der italienischen Friedenstruppen aus dem früheren Jugoslawien. RC-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Franco Giordano, verlangte zudem den Rücktritt des außenpolitischen Koordinators der Europäischen Union (EU), Javier Solana, der zur Zeit des Kosovo-Krieges NATO-Generalsekretär war. Eine Vereinigung, die die Familien der sechs toten Soldaten vertritt, sagte, dass die Soldaten zu spät von der NATO über den Umgang mit der Uran-Munition informiert worden seien. Italienische Medien haben die Todesrate unter den rund 60.000 ehemaligen Friedenssoldaten und 15.000 zivilen Mitarbeitern Italiens, die in den 90er Jahren auf dem Balkan im Einsatz waren, als auffällig hoch bezeichnet. Dagegen können Mediziner einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und den Uran-Geschossen nicht belegen. Belgien hatte am Freitag die Staaten der Europäischen Union (EU) aufgefordert, bei der Erforschung des Balkan- Syndroms zusammenzuarbeiten und mit den EU-Verteidigungsministern auf einer Sondersitzung über das Problem zu beraten. Portugals Verteidigungsminister Julio Castro Caldas hat nach eigenen Angaben ein Treffen von Vertretern verschiedener NATO-Staaten zum gleichen Thema vorgeschlagen. Portugal und Deutschland testen ihre Friedenssoldaten im ehemaligen Jugoslawien auf mögliche Strahlenschäden. Die Bundeswehr hat dabei nach Angaben des Verteidigungministeriums bislang keine Erkrankungen festgestellt, die auf Kontakte mit Uran-Munition zurückzuführen seien.